Donnerstag, 28. Juli 2011

Totale Entspannung und Hektik pur

Hallo Freunde!

Wir dachten uns es wäre wohl wieder einmal Zeit für ein paar Worte aus der Ferne. Es plagt uns ein wenig das schlechte Gewissen. Schliesslich haben wir seit unserem letzten Lebenszeichen schon einen halben Kontinent durchquert. Dieser liegt auf der Amerika-Seite der Welt und dort so etwa in der Mitte. Insider nennen ihn auch Mittelamerika. Ich gebe euch hier gerne eine dezente Übersicht über die Art und Weise wie sich das Leben als Reisender in diesem Bereich unserer schönen Kugel so präsentiert.
Wir bewegen uns zurzeit in einer ganz speziellen Mischung aus Hektik pur und totaler Entspannung. Dabei versuchen wir den Anteil "totale Entspannung" möglichst gross zu halten und die "Hektik pur" gezielt durch die die "kulturelle-Erfahrungsbrille" zu geniessen. Das gelingt oft.

Entspannung

Die Strände, die wir besucht haben, waren vielfach fast menschenleer. Die Sonne, die sich eine Zeit lang vor uns versteckt hatte, gibt gerade ein Comeback und zeigt sich von ihrer besten Seite. So haben wir tagelang in Hängematten und auf Badetüchern unsere Bäuchlein gebräunt und den Wellen gelauscht. Ob man sich nun schon um 10 Uhr morgens einen Schusch Rum zur Cola gönnt oder ob man dies lieber auf 14 Uhr verschiebt, ist oftmals die einzige Entscheidung, die es an einem ganzen Tag zu treffen gibt. Viele Bücher werden gelesen und ab und zu begibt sich der eine oder andere Vorzeigetourist unserer (mittlerweile 5-köpfigen) Truppe auf einen kleinen Ausflug ins Landesinnere. Dies kommt allerdings selten vor. Ansonsten gibt es für uns zwar viel zu geniessen, aber demzufolge (und dafür entschuldige ich mich herzlichst) halt nicht viel zu berichten.

Totale Entspannung.. bis der Ort gewechslt wird.

Hektik


Meist sind wir brav und entscheiden uns einstimmig den Bus schon früh morgens zu nehmen. Optimistisch-naiv wie wir sind, denken wir jeweils dadurch schon am frühen Nachmittag unser Ziel zu erreichen.
Busse in Mittelamerika sind allerdings eine lustige Angelegenheit. Wenn immer möglich wählen wir die billigste Variante und geniessen dann halt auch den zu erwartenden  Komfort. Also absolut gar keinen. Die alten amerikanischen Schulbusse, die hier ihren verdienten Lebensabend geniessen wollten, scheinen leider nicht ganz mit ihrer Rente auszukommen und haben sich entschieden wieder vollzeit zu arbeiten. Auf diese Wendung schienen allerdings die Strassen nicht vorbereitet gewesen zu sein. Und der Fakt, dass (das Wort "Schulbus" lässt es erahnen) die Beinfreiheit dezent beschränkt ist, tut auch nichts zur guten Laune. Das geht soweit, dass wir an einem Fensterplatz nicht mal die schönen Aussicht geniessen können, weil uns unsere eigenen Knie die Sicht verdecken. Das Spektakel dauert dann meist etwa so 1-2 Stunden und wenn man Glück hat steigt noch jemand mit einem Eimer Fisch ein. Das ist gut, weil dann riecht man den Schweiss nicht mehr so sehr. Dafür entwickelt sich eine gewisse Tendenz zum Brechreiz.
Angekommen ist man nach einer Fahrt hier nie. Es gilt also jeweils einen neues Lieblingsgefährt zu suchen. Kaum ausgestiegen wimmelt es nur so von hilfsbereiten Taxifahrern, die es keineswegs auf dein Geld abgesehen haben (Sarkasmus). Wir haben gelernt, diese so gut wie möglich zu ignorieren und uns bei Passanten, die (und das muss gesagt sein) immer sehr zuvorkommend und hilfsbereit sind, über die weiteren Reisemöglichkeiten zu informieren. Das führt dann oftmals dazu, dass wir mit leicht gesenkten Blicken zu den Taxis zurück kriechen und den Busbahnhof ("Bahnhof" bedeutet in diesem Sinne: es hat Busse.) wechseln. Dies kann dann schonmal zu einem lustigen Blickfang werden. 5 grosse Leute mit fünf grossen Rucksäcken + einer Gitarre in einem kleinen gelben Auto. Lasst eure Fantasie spielen! Am nächsten Busbahnhof angekommen geht das Treiben weiter. Normalerweise fühlt man sich wie auf einem türkischen Basar. An allen Ecken werden Ortsnamen geschrien und Busse gefüllt. Wir werden ein bisschen herumgezerrt und landen dann irgwendwann vor irgendeinem Gefährt, dass scheinbar eine uns sympathische Richtung einschlägt. Da werden wir dann von einem gestressenden Gehilfen hineingedrängt, als würde sich eine Lawine nähern, der wir zu entfliehen versuchen. Diese kommt aber nie und so warten wir dann trotzdem noch so 30 Minuten bei angenehmen 45 Grad und 99% Luftfeuchtigkeit auf unseren "Sitzen". Schweissgebadet und nach Atem ringend vergnügen wir uns jeweils am Anblick der Strassenverkäufer, die zahlreich durch die Busse wandern, um ihre Ware (von Zwiebeln über Haarspangen bis hin zu Uhren gibt es alles zu kaufen was das Herz begehrt) loszuwerden. Es geht immer ein Weilchen bis sie bemerken, dass sie sich das Leben einfacher machen, wenn sie sich alle für die ein und dieselbe Gehrichtung entscheiden. Und dann gehts los.. und fängt somit wieder von vorne an.

Hektik pur.. und das alles nur um die totale Entspannung zu finden, die man soeben freiwillig verlassen hat.

Mittwoch, 13. Juli 2011

Protokoll eines Reisetages (2)

Freitag 01. Juli 2011

Ausgangslage: Die drei altbekannten Reisefreunde hatten eine einfache, 9 stündige Busreise von Cartagena (schönste Kolonialstadt Kolumbiens) nach Turbo (hässlichste Hafenstadt Kolumbiens) mit Umsteigen in Monteria geplant.
Doch es kam anders; Die Reisefreunde würden wohl sagen schlechter.

07:00 Aufstehen in Cartagena, Kolumbien. "Delikates" kolumbianisches Brot zum Frühstück.

08:00 Drei Schweizer gesellen sich zu 30 Kolumbianer in den Bus nach Monteria.

08:02 Rogers Nachbarsitz wird durch eine dreiköpfige Familie belegt. Platztechnisch eine eher ungünstige Konstellation.

09:27 Demian entdeckt in der Zeitung Berichte über Rebellenkämpfe in der Provinz Monteria. Aus diesem Grund seien vor Ort Strassen gesperrt.

10:40 Da 23 Kolumbianer und 2 Schweizer an einer Tankstelle ausgestiegen sind um frische Luft zu schnappen,  übernehmen die 13 kurzfristig zugestiegnen "Busverkäufer" die Mehrheit im Bus.

14:03 Ankunft in Monteria

14:30 Die drei Schweizer bekommen im Bus nach Turbo die letzten Plätze. Diese tragen die Nummern 7-9. Indirekt sagt dies durchaus auch etwas über die Fahrzeuggrösse aus. Es handelt sich um einen "Reisebus" der Previa-Klasse, nur etwas unbequemer da durch 12 Personen belegt.

14.31 Reisetag, 2. Teil, es geht los.

14.32 Schlagloch

14.33 Schlagloch

13.34 Schlagloch (Einfachheitshalber werden ab dieser Stelle des Reiseprotokolls nur noch Schlaglöcher mit direkter Einwirkung auf die Reisenden erwähnt.)

14.50 Demian gibt aufgrund der Strassenverhältnisse sein Leseprojekt auf und widmet sich etwas agressiv angehaucht seinem MP3 Player.

15.00 Das Schlagloch-Spass-Mobil* stoppt. Ist es wohl um die Achsen auszuwechseln? Nein. Ein etwas grössers Schlagloch-Spass-Mobil hat keinen Spass mehr. Probleme mit der Zündkerze zwangen es zum anhalten.  Die Schweizer können mit dem Aluminum ihrer Zigarettenschachteln weiterhelfen. Unser Kettenrauchender Freund Demian wird als rettender Held gefeiert (eventuell leicht übertriebene Formulierung).

15.02 Ein kleiner Junge füllt mit seiner Schaufel gerade Schlagloch Nr. 3216 dieser Reiseroute. Unser Fahrer belohnt diesen Aufwand grosszügig mit 300 Pesos (zum Tageskurs des 12. Juli 2011 sind das spektakuläre 0.14 CHF).

15.04 Schlagloch - Rogers Trinkversuch endet in einer kleinen Dusche und einer Beule am Kopf.

16:30 Der Busfahrer beginnt nach dem Weg zu fragen. Wir erinnern uns daran, dass Strassen gesperrt sind. Handelt es sich möglicherweise um eine Umleitung?

16.35 Das Büslein fährt durch ein Flüsslein. Die Variante Umleitung wird wahrscheinlicher.

16:40 Aus dem Radio schallt DJ Bobo, 3 Busreisende freuen sich mehr als die andern 9. Wo ist Walter?

16:50 Das Büslein fährt durch einen See. Die Variante Umleitung übersteigt in diesem Moment wahrscheinlichkeitstechnisch die 98% Grenze.

18:30 Die Nacht bricht über das Büslein herein. Die Schlaglöcher können nun nicht mehr vorausgeahnt werden.

18:32 Unvorausgeahntes Riesenschlagloch

19:30 Ein umgekippter Lastwagen blockiert im Schlamm liegend die Strasse. Als Ausweichroute der Ausweichroute wählt der Busfahrer einen Hügel/Berglein. Aus gewichtstechnischen Gründen sind Demian, Roger und Simon gezwungen ihrem Reisemobil zu ensteigen, damit dieses übers Berglein klettern kann.

19:35 Die Reisenden kämpfen sich zu Fuss über das Berglein und  freuen sich dank dem vielen Schlamm über nichtvorhandenes Schuhprofil.

19:38 Die Reisenden steigen wieder in ihr Reisemobil. Dank dem Schlamm ist nun alles was auf dem Boden liegt schmutzig. Auf dem Boden liegt Demians Natel und MP3 Player. Roger lacht schadenfreudig.

21:40 Ankunft in Turbo. Nach dem übereiligen Ausstieg stellt Roger fest, dass er seinen MP3 Player, die 10'000 Col in seinem Portemonaie und seine Maestro-Karte der Busgesellschaft gespendet hat. Roger lacht nicht mehr.

22:00 Die durchgeschüttelten und leicht gereizten Reisenden suchen sich ein Hotel und gehen schlafen.

* Bei folgenden Begriffen handelt es sich in obigem Text durchwegs um Synonyme: Bus, Büslein, Reisemobil, Möchtegern-Previa, Schlagloch-Spass-Mobil


Montag, 11. Juli 2011

pictures from elsewhere (4)

Hier einige Bilder aus unserer Zeit in Kolumbien.

 Severin kam dazu.

 Bogota

 Da wussten wir noch nicht, dass wir uns verirrt haben. (Salento)

 Die berühmten "Peter Crouch"-Palmen.

 ...

 Zona Cafeteria



 Wo wandern wir denn da?
..auf dem Erdrutsch. Um auf der anderen Seite einen neuen Bus zu finden.

Klimaanlage 0 : Severin und Roger 1

Tayrona Nationalpark

Cartagena





Playa Blanca



Severin ging wieder.

Die Röre in ihrem wohlverdienten Prinzessinenbett.

Unser kleiner Privatstrand in der Karibik.
Fussballer.

Und dann gings wiedermal auf ein Boot..

Am Check-In für den Flug nach Panama-City. Fast wie in Zürich-Kloten.

Auch fast wie in Zürich-Kloten. (Schlussendlich hat uns dann trotzdem jemand verscheucht.. Wir fanden das etwas kindisch und intolerant.)