Freitag, 11. März 2011

Ich bin ich, er ist er, aber der Baum ist anders.

Die Palme ist ein Baum. Die Palme ist aber auch ein Symbol. Jedenfalls für uns Mitteleuropäer. Sie steht für Exotik, Sonne, Süden, Spass und Urlaub. Sie ist die Unbekümmertheit des Seins, die Auszeit vom Alltag, das Abenteuer in der Ferne, die Kirsche auf der Schwarzwäldertorte. Sie ist das Ortsschild, das alle Pflichten und schweren Gedanken hinter sich lässt und uns Eintritt gewährt, in die Postkartenwelt der Kühlschränke unseres Kontinenten.

Wir machen uns auf in Richtung Palme. Nicht ganz 10'000 km von hier nach links, vorausgesetzt du drehst dich gegen Norden. Von fernen Sternen und Planten aus betrachtet, werden wir uns kaum bemerkbar verschieben. Aus deiner und meiner Sicht schon eher. Beinahe einmal um den Mond, 231 Marathons oder 2'173 liegende Matterhörner weit.  Ja sogar Usain Bolt würde in seiner 100m Rekordzeit ganze 10 Tage und 19 Stunden für die Strecke benötigen. „Fei ä chli äs schtück!“ würde man auf Berndeutsch sagen.

Wir werden immer die Selben sein, egal wo auf dem Erdball wir uns gerade befinden. Ich bin ich, er ist er, so einfach ist das. Die Sonne wird auch nicht eine andere sein und die Sterne, die ich Nachts betrachte, haben wir wohl beide schon zuvor gesehen. Was sich ändert, sind die Sinneseindrücke, welche mein Gehirn Sekunde für Sekunde empfängt. Die Farben der Früchte, die Töne der Tiere, die Düfte der Menschen und die Temperatur des Bodens. Ich bin ich, er ist er, aber alles ist anders. Und „Anders“ ist genau das, was wir suchen. „Anders“ verspricht Abenteuer, „Anders“ sind Geschichten, „Anders“ sind Erlebnisse, die uns im Leben wachsen lassen. Und „Anders“ ist auch die Palme, die mit ihrem braunen Stamm und den grünen Blätter ja auch einfach ein Baum sein könnte, aber irgendwie viel mehr ist. Die Palme ist die rote Stecknadel, die aus dem Erdball ragt. Und wenn wir sie sehen, werden wir uns freuen. Denn dann sind wir da.